Mit dem Wörthersee verbindet mich eine langjährige Liebesgeschichte. Ich gestehe: Dazwischen war ich ihm immer wieder untreu. Zahlreiche Seitensprünge begleiten also unser Verhältnis. Immer wieder verführten mich andere gekonnt. Aber schließlich wurde er zu eitel mit den Jahren, zu selbstverständlich nahm er meine Liebe und Begeisterung. Der Wörthersee und ich hatten uns auseinander gelebt. Und das kam so:
Die frühen Jahre unserer amour fou funkelten übermütig und unbekümmert in der Feriensonne und im smaragdgrünen Wasser. Unbeschwert, ohne Ansprüche, ohne Erwartungen. Eine abgetakelte Seevilla in Pritschitz bei Pörtschach war beinah jeden Sommer – mal ausgedehnt, mal nur für ein verlängertes schläfriges Wochenende – unser Liebesnest. Unkompliziert und vor allem: leistbar. Die Pension Ria war damals noch nicht entdeckt…
Nachdem die Seevilla verkauft war, fehlte uns ein gemeinsamer Treffpunkt. Auch kamen wir beide ein wenig in die Jahre, der Wörthersee und ich. Irgendwie war da nicht mehr diese Leichtigkeit. Nennt mich zickig, aber im reiferen Alter begann ich, profane Dinge wie das Preis-Leistungsverhältnis zu hinterfragen. Fatal, denn ab diesem Zeitpunkt begann die Beziehungskrise. Der Wörthersee posierte und kokettierte und hielt nicht mehr, was er versprach. Überteuerte Pizzerien am Seeufer mit Plastikmobiliar, unfreundlichen überforderten Oberkellnern und einer Wartezeit auf die Pizza, jenseits von Gut und Böse. „Macht nix!“, eiferte der Wörthersee, „dafür bin ich schön!“
Das konnte nicht auf Dauer gut gehen, mit uns beiden… Es folgte eine Beziehungspause. An ihn denken musste ich allerdings immer, losgelassen hat er mich nie. Wie das eben so ist, mit der großen Liebe.
Nicht der Treue wegen oder um der alten Zeiten willen kam ich zurück. Seine unnachahmliche, unvergleichliche, atemberaubende Schönheit war es, die mich so manche Verfehlung verzeihen ließ: Der erste tiefe Atemzug, wenn ich nach langer Anfahrt aus Wien vor ihm stehe. Das glitzernde glasklare Wasser. Die milde, samtige Luft. All das macht diesen mediterranen Flirt zum Erlebnis, der mich entspannt und erholt. Augenzwinkernd sehe ich über die Standln mit ihren Luftmatratzen, Flipflops und Strandtaschen hinweg, die die Straßen säumen. Lignano und Jesolo der 70er-Jahre habe ich doch auch geliebt! Ich mag diese stehengebliebene Zeit, weil ich hier selbst stehen bleiben kann. Ich kann meinen Kopf in seinen Schoß legen und ihm – nach all den Jahre der vergeblichen Wunschvorstellung vom perfekten österreichischen Urlaubsort – endlich uneingeschränkt sagen: Wörthersee, ich liebe dich.
Es ist, was es ist, sagt er dann. Und das glaube ich ihm nun endgültig.
Text & Bilder: Ulli Cecerle-Uitz
Unsere erste Guest Bloggerin war Ulli Cecerle-Uitz. Ulli’s Garten Blog www.garteling.at hat sich bereits einen richtig guten Namen in der Szene gemacht und erfreut sich grosser Beliebtheit (unbedingt besuchen!).
Ulli’s Ehemann Christoph ist unter dem Nickname Eaglepowder.com einer der aktivsten Social Media Consultants in Österreich.
Herzlichen Dank an Ulli für Ihre wertvollen Beiträge:
- “Sommerfrische bei Ria” auf garteling.at
- “Jenseits vom Wörthersee: Der Zocklwirt” auf Ria’s Blog